Beide Bezirke
Südnassau Rheinhessen



Jugendposaunentag in Bad Homburg – Bericht

Jugendposaunentag für Südnassau und Rheinhessen am 21. April 2012 in der Erlöserkirche in Bad Homburg v.d.Höhe.

Eine anstrengende Woche, kaltes durchwachsenes Aprilwetter, Regenschauer und ein bisschen bissig kalter Wind – kurzum die besten Voraussetzungen für einen erwachsenen Anfänger-Jungbläser einzusteigen.

Müde und ein wenig fröstelnd, Trompete und Notenständer unterm Arm trotte ich an der Seite meines Sohnes in die Unterkirche. Hier ist es schon viel wärmer und gemütlicher. Sofort kommen die Erinnerungen an meine Konfirmationszeit in mir hoch, denn hier in der Unterkirche der Erlöserkirche saß ich doch mit meinen Mitkonfirmanden und ich erinnere mich noch genau, dass wir im Altarraum in der Unterkirche zum ersten Mal das „Vater Unser“ abgefragt wurden. Gleich erzähle ich es meinem Sohn, der meine Erinnerung mit einem wohlwollenden Nicken zur Kenntnis nimmt.

Wir setzen uns und sehen zu, wie dem Wetter entsprechend nach und nach unsere Mitbläser hineintröpfeln. Von jedem erhält man ein unaufdringliches freundliches Lächeln oder aber auch ein „Hallo, ich bin der … aus &hellip:.“ Sie kommen aus den verschiedensten Ecken herangereist und bei jeder Ankunft einer neuen Gruppe wird es im Raum gemütlicher und wärmer. Und mit jedem weiteren wächst man zu einer Gruppe zusammen – Musik und goldenes Blech verbindet uns, und natürlich das christliche Band. Dann kommt Johannes Kunkel herein, prüft seine Listen, begrüßt die bereits angekommenen, freut sich auf die, die gemäß Anmeldung noch kommen sollen, genau so, als würde es sich um ein Familientreffen handeln.

Mittlerweile gelingt es mir bereits schon ganz gut die Arbeitswoche hinter mir zu lassen. Die Gruppen werden eingeteilt und Groß mit Klein schließen sich nach Können zusammen um ihre Musikstücke für das Abschlusskonzert einzuüben. So sitzen wir schnell nach Bass, Sopran, Alt und Tenor sortiert im Halbkreis. Natürlich müssen wir uns erst einmal ein wenig ein- und warmspielen, und wieder genauso tröpfelnd wie zu Beginn die Teilnehmer tröpfeln nun nach und nach die immer volleren Töne in uns hinein und über unsere Instrumente wieder aus uns heraus. Aus Tönen werden Klänge, dann kleine Melodien und Lieder.

Um mich herum sitzen Kinder, aber das ist eigentlich ganz egal. Irgendwie sind wir beim Musizieren alle Jungbläser – ich auch. Unsere Gruppenleiter Stefan und Barbara leiten uns sehr nett, geduldig und motivierend an. Wir fühlen uns sofort gut aufgehoben und testen unser Können im Hinblick auf das der Gruppe zugeordnete Musikprogramm. „Das Cis spielt man auf 2-3 – oder?“ – so tauscht man sich aus, und eh man es sich versieht ist der Vormittag auch schon vorbei.

Nach dem gemeinsamen leckeren Mittagessen mit für insbesondere die jugendlichen Jungbläser motivierenden selbst kreierten Hamburgern, steht ein auflockerndes Programm mit Jonglage, Artistik, Balancieren etc. auf dem Programm. Vorher bekomme ich zufällig noch das Aufeinandertreffen von Johannes (Kunkel) mit Johannes mit Posaune und Rollstuhl mit. Sie kommen sofort ins Gespräch und finden auch sofort gemeinsame Bekannte und Begebenheiten heraus. Ich glaube, ich hatte doch das richtige Gefühl mit einer Art Familientreffen. –

Aber jetzt erwarten uns wirklich die Artisten des Zirkus … vor der Kirche am großen Portal. Von Einrädern, Rollbrettern, Fakirtricks bis hin zum Feuerspucken reicht das Repertoire, das jung und alt selbst ausprobieren können. Die jungen Artisten geben Tricks und jeder findet sein kleines Erfolgserlebnis. Das Bild dieses Reigens mutet fast schon ein wenig mittelalterlich hier so vor der Kirche an.

Gut gelüftet und muskelgelockert geht es in die zweite Runde der Vorbereitungen und Proben. Dann dürfen wir nach oben in die große und beeindruckende Erlöserkirche. Nacheinander kommen die Gruppen in die Kirche und das ein oder andere „Oh“ entlockt sich beim Anblick der überwiegend goldenen und mit Engeln verzierten Gewölbedecke aus Mosaik. Auf die nachhallende Akustik hatte man uns schon hingewiesen – hier nun wird sie zum ersten Mal erlebt. Versiert, gelassen und freundlich und mit beneidenswerter Leichtigkeit dirigiert Johannes die mehr als 60 Bläser. Es ist schon bewundernswert wie leise und diszipliniert alle Johannes folgen. Nach der ersten und einzigen Komplettprobe in der Kirche ist noch Zeit für eine letzte Stärkung in der Unterkirche. Dann geht es mit der Fanfare „Splendor of Brass“ zur Einstimmung los.

Pfarrerin Bender bettet die folgenden Musikstücke in die biblische Geschichte: „Jesus stillt den Sturm“ ein. Doch bevor der Sturm gestillt werden kann, muss er zunächst einmal durch den Posaunenchor entstehen. Und so hält dann ungewohnt und gewagt der Hard-Rock Song „Smoke on the water“ als Sturm in die Kirche Einzug. Den Abschluss des Konzertes bildet eine bekannte Titelmusik aus dem Film „Piraten der Karibik“.

Auch wenn die Kirche nicht übermäßig besucht war, die Atmosphäre war für alle spürbar. Zum Ende leuchtete wie gewohnt das zum Gruß und zur Ehre emporgehobene Blech den Zuhörern entgegen und nach Hause. Diejenigen, die das Konzert versäumt haben, die haben etwas verpasst.

Müde und zufrieden zog die Bläsergemeinde nach Hause, jeder wieder in seinen Winkel von Rheinhessen oder Südnassau. Auch mein Sohn und ich, Seite an Seite und bepackt mit unseren Freunden, unseren Instrumenten, verließen die Unterkirche.

Eine großartige Verabschiedung war nicht nötig – man trifft sich ohnehin irgendwann, Blech trifft sich immer wieder. Und beim Hinausgehen wundere ich mich noch insgeheim „Hat der Kir(s)chbaum hier vor der Unterkirche heute morgen wirklich schon geblüht?“

Jens Pfeifer