Beide Bezirke
Südnassau Rheinhessen

Friedel W. Böhler und die Volksmusik

Plakat Beim Workshop „Volksmusik” des Bezirksposaunentags in Eltville am Rhein sah sich am Samstagnachmittag Friedel W. Böhler, Leiter der sächsischen Posaunenmission, einer erwartungsfrohen und großen Teilnehmerzahl aus Südnassau und Rheinhessen gegenüber.

Sein Thema „Volksmusik” wurde gerne und konzentriert angenommen. Mit ruhiger und ausgeglichener Art führte Böhler an und in ein Thema, das vermeintlich nicht attraktiv erscheinen konnte.

Für Posaunenchöre ist es schwer, sich heute mit Volksmusik Akzeptanz zu verschaffen. Zu stark belegen und prägen die Medien das Wort „Volksmusik” durch ihren spezifischen Umgang und der Vermarktung ihrer volkstümlichen Musik. Wie schwer und vielleicht auch ignorierend dieser Sachverhalt ist, belegt ein Zitat eines Fernsehmoderators: „Heute gibt's volkstümliche Volksmusik”…

Friedel W. Böhler erläuterte den qualitativen Unterschied zwischen „Volksmusik” und „volkstümlicher Musik”.

Es wurde klar, dass Volksmusik als Funktionsträgerin eine lange Tradition hat, die sich, entsprechend aus ihrer Zeit heraus erläutert, auch heute attraktiv anbieten lässt. Zwiefacher und Dreher haben mehr als Klatschschwerpunkte auf der Zwei und Vier.

Wenn sich ein Posaunenchor darum bemühen kann, diese Musik mit dem ihr gebührenden Respekt zu erarbeiten, dann kann richtig Freude aufkommen. So geschehen im Luthersaal bei hochsommerlichen Temperaturen in Eltville.

Böhler stellte Literatur aus einer für ihn abgeschlossenen musikalischen Schaffensperiode vor. Die Stücke aus „Volksmusik” und „Volksmusik für Blechbläser” sind von ihm eingerichtete Originalarrangements. Dass er sich damals intensiv um Authentizität bemühte, merkte man seinen Ausführungen und der Musik an. So setzte er sich z. B. persönlich mit Hermann Spratte, einem kompetenten Lied- und Melodienkenner aus der Schwalm auseinander.

Die Workshop-Teilnehmer hörten auch, dass ein Marsch wenig martialisch sein muß. Er wurde als Aufzugs- oder Zwischenmusik für Tänzer oder Volkstanzgruppen genutzt. Dass das dritte Reich missbräuchlich mit dieser Musikgattung umging, ist dem Marsch an sich nicht anzulasten. So erzeugte der „Darmstädter Marsch” schlicht Spaß und Freude bei den BläserInnen dieses Workshops.

Ergänzend wurden Stücke aus „Horch was kommt” angespielt. Und siehe da: Vermeintlich abgedroschene Stücke erwachten zu freundlicher und schöner Musik, interpretiert man sie mit ein wenig Hintergrund und Gefühl. Das Friedel W. Böhler als ganze Person auch heute noch hinter seiner damaligen Musik steht und stehen kann, wurde deutlich. Überraschend, oder eher doch nicht, stellte mein Sitznachbar die Frage, ob denn ein „was kommt zwei” in Planung sei. An diesem Nachmittag war die Antwort leider negativ…

Als kleine Entschädigung hat Friedel W. Böhler ein beim G & C-Notenverlag neu heraus gegebenes Potpourri mit dem Titel „Rheinische Bläserklänge” mitgebracht.

Ein deutlich höherer Anspruch an das Können der MusikerInnen ist hier nötig, damit auch das Publikum den gewünschten Spaß bekommt.

Alles in allem war dieser Workshop Anlaß, mal wieder die alten Noten heraus zu holen und mit neuem Wissen und Gefühl zu interpretieren. Vielleicht sollte man heute dem Publikum (und den MusikerInnen!) einige Hinweise zu dieser Musik geben. Aus ihrer Zeit heraus und mit entsprechendem Respekt gespielt, ist sie in der Lage, das Repertoire des Posaunenchores auch heute (neu) zu bereichern.

Wie sagte Friedel W. Böhler: „Es kommt darauf an, wie man es spielt” und er würde sich freuen, sollte wieder mal öfters diese Musik erklingen. Zwei schöne Stunden leiteten diesen Bezirksposaunentag ein, bevor es hieß:

„BiHuN goes Jazz”. Auch eine Volksmusik!

Hans-Jürgen Läpple