Beide Bezirke
Südnassau Rheinhessen

Andacht bei der Bezirksvertreterversammlung der Posaunenchöre in Anspach 2007

Übersicht

Eingangsstück

Begrüßung

Votum

Psalm „98“

Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Mit Trompeten jauchzt vor dem Herrn, dem König.
Mit Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König.

Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Mit Trompeten jauchzt vor dem Herrn, dem König.
Mit Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König.

Gott lässt sein Heil kundwerden;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Mit Trompeten jauchzt vor dem Herrn, dem König.
Mit Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König.

Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.

Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor unserem Gott;

Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Mit Trompeten jauchzt vor dem Herrn, dem König.
Mit Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König.

Denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Mit Trompeten jauchzt vor dem Herrn, dem König.
Mit Posaunen jauchzt vor dem Herrn, dem König.

Lied: Du meine Seele singe, Nr. 302 Str.1-3

Auslegung: Wie singt eigentlich eine Seele

Liebe Bläser,

wie singt eigentlich eine Seele?

Paul Gerhardt, dessen Jubiläum wir dieses Jahr feiern (400. Geburtstag), hat sein Lied mit dieser Aufforderung begonnen: „Du, meine Seele singe, wohlauf und singe schön.“

Also

Wie singt eigentlich eine Seele? Und wie singt sie schön?

Es ist das eigenartige an Musik, dass man vieles, was sie tut und bewirkt, zwar ganz genau nachspüren kann, aber wirklich beschreiben kann man es nicht.

Ich jedenfalls, weiß wie es sich anfühlt, wenn meine Seele singt:

Dann bin ich im Einklang - im Einklang mit mir selbst, im Einklang mit den anderen, im Einklang mit Gott. Da geht mir z.B. das Wunder der Schöpfung auf, wie sie Paul Gerhart in der dritten Strophe beschreibt mit den starken Kräften im Himmel und auf Erden und im Meer.

Doch wirklich in Worte fassen, was passiert, wenn die Seele anfängt zu singen, könnte ich nicht. Es geschieht einfach.

Vielleicht kann manche Seele singen, auch wenn der Körper äußerlich ruhig bleibt. Meine Seele singt jedoch am leichtesten, wenn Klang durch den Körper fließt.

Am einfachsten geht das Klingen der Seele mit dem Singen. Eine Stimme bekommen so gut wie alle Menschen mit auf den Weg, leider gebrauchen sie sie viel mehr zum Reden, ja auch viel mehr zum Schreien und Schimpfen, denn zum Singen.

Schwieriger wird es, wenn ein Instrument quasi dazwischengeschaltet wird. Damit wird die Tonfärbung um ein vielfaches vermehrt (Trompete bis Tuba), aber man ist sich nicht mehr ganz so unmittelbar, wie beim Singen. Während man z.B. beim einfachen Singen, ja sogar mehrstimmigen Singen, schöne Klänge erzielen kann ohne Noten und Gesangstechnik, sind Kenntnisse von Noten, Takt und Instrument für Instrumentalchöre doch Voraussetzung, jedenfalls wenn es einigermaßen nach etwas klingen soll. Die Leichtigkeit, die sich beim Singen oft von ganz allein einstellt, muss man z.B. in einem Posaunenchor erst erwerben – durch Üben, üben, üben.

Glaube ist ein Geschenk, der Wohlklang eines Chores nicht … nur.

Dass meine Seele auch beim Blasen eines Instrumentes ins Singen gerät ist auch, aber nicht nur das Ergebnis von Übung und Zusammenklang. Es gibt Chorstunden, – jedenfalls habe ich das immer wieder so erlebt –, die sind wunderschön und es ist etwas zu spüren von Gemeinschaft, von Glaube, von gegenseitiger Anerkennung, von Heiligem Geist der zwischen den Notenständern hin und her schwebt, obwohl oder gerade weil alles schief geht. Wenn z.B. der Baß statt 302 303 verstanden hat, der Tenor vor sich hin giggelt, die 2. Trompeten konsequent e statt es spielen, die 1. Trompete vergeblich nach ihrem Ansatz sucht und der Notenständer des Dirigenten meint, er müsse sich während des Liedes mal selbst zusammenklappen … Ich weiß, Chorleiter raufen sich dann innerlich eher mal die Haare, Chormitglieder dagegen lassen gerne mal 5nfe gerade sein. Es gibt natürlich auch die anderen Glanzstunden, wenn z.B. endlich mal alles zusammenpasst, oder der Funke in einer Aufführung oder in einem Gottesdienst überspringt.

Wann allerdings die Seele zum Singen kommt, lässt sich nicht im Voraus bestimmen. Auch, wenn Paul Gerhardt hier vom schönen Singen der Seele redet, ist damit wohl kaum eine bestimmte Qualität oder gar Professionalität gemeint. Schön ist für ihn dann, wenn der Klingen der Seele sich speist aus dem Vertrauen auf „Jakobs Gott und Heil“. Wenn sich eine Gemeinschaft getragen weiß, wenn sie sich Gott anvertraut, ihn als das höchste Gut und den schönsten Schatz liebt. In diesem Sinn kann auch der schrägste Posaunenchor, Gott schön rühmen und loben.

Mit der „welken Blum“, mit der wir in der letzten Strophe des Liedes verglichen werden, hat das allerdings nichts zu tun. „Welke Blum“ ist keine Umschreibung eines unsauberen oder gar alternden Bläsers, sondern eine Zustandsbeschreibung von uns allen: Wir sind wie eine Blume, die am Morgen noch blüht und am Abend schon verwelkt ist, – so schnell geht unser Leben vorüber – verglichen mit der Ewigkeit Gottes. Viele, die heute die silberne oder goldene Nadel bekommen fürs Mitblasen, werden das vielleicht auch so empfinden: so schnell ist die Zeit vergangen! Doch Gott liebt uns „welke Blumen“ und er freut sich „im Himmel droben“ wenn wir hier „unten auf der Erd“ sein Lob vermehren „vor aller Welt“. Und weil wir auch vor der Welt bestehen und sie nicht übermäßig erschrecken wollen, sowie vor allem Gott für seine uns geschenkten Gaben danken wollen, üben wir halt und freuen uns, wenn sich das Singen unserer Seele mit steigendem Wohlklang des Chores vereint.

Lied: Du meine Seele singe, Str. 1+8

Gebet einer Trompete

Herr, lass mich froh und frisch erklingen.
Gib Freude, dem der mich bedient.
Lass in das Herz hinein mich dringen,
dass man dich liebt, dass man dir dient.

Lass mich nicht überheblich werden
mich nicht nur rühmen meines schönen Klangs.
Wir spielen dir gemeinsam hier auf Erden,
und nur mit Horn und Tuba tönt es ganz.

Doch auch Posaunen seien nicht vergessen,
sie sind die längsten unter uns.
Und wie sie ihren Klang bemessen,
trägt viel dazu zu unserer Kunst.

Der, dessen Name jeder kennt,
der vor uns winkt und seinen Taktstock führt,
er sei uns heut ein guter Dirigent
und sei dem gnädig, der was nicht kapiert.

Herr, lass den Ansatz nimmer wanken,
gibt eine gute Intonation,
verweis uns auf des Könnens Schranken,
verzeih uns manchen falschen Ton.

Lass voll und rund den Klang des Chors erschallen,
wir wollen ehren dich und deine Macht,
es soll ein Wohlklang in die Ohren hallen,
und in den Herzen werd der Glaube wach.

Vater Unser / Segen

Abschlussstück

Gundula Guist
Pfarrerin von Anspach

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